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Soll man nun Gold erwerben?


Rekord-Goldpreis Sollte man jetzt Gold kaufen?

Goldbarren in unterschiedlicher Größe in einem Tresor

Goldbarren in unterschiedlicher Größe in einem Tresor

© Sven Hoppe / Picture Alliance

Rohstoff-Anleger befinden sich regelrecht im Goldrausch, nachdem das Edelmetall einen Rekordpreis geknackt hat. Wer bei derart hohen Preisen noch einsteigt, könnte allerdings enttäuscht werden

Das Jahr 2023 war aus Finanzmarktsicht vor allem das Jahr der Zinswende. Anlageklassen, die mehr als ein Jahrzehnt lang keine Rendite abwarfen, wie zum Beispiel kurzfristige Staatsanleihen, locken inzwischen wieder mit hohen Nominalzinsen – und wenn die Inflation weiter fällt, sind bald auch wieder reale Zinsgewinne realistisch. 

Eigentlich ist so ein Zinsschub kein guter Nährboden für Gold, denn das bringt niemals Zinsen ein. Doch der Preis für Gold hat ein Rekordhoch erreicht. Im frühbörslichen asiatischen Handel stieg der Wert des Edelmetalls zwischenzeitlich auf 2135 Dollar (1964 Euro) pro Feinunze. Der Goldpreis überstieg damit seine frühere Höchstmarke aus dem Jahr 2020.

Was also ist der Grund für den Goldrausch mitten im Zinshoch? Nun, es ist die Spekulation auf niedrigere Leitzinsen der US-Notenbank Fed im kommenden Jahr, die Anleger zum Gold treibt. Einige Marktexperten werten sinkende Inflation und zurückhaltende Äußerungen der Fed in ihren vergangenen Sitzungen bereits als Zeichen für die nächste Zinswende. Es könnte nach dem schnellen Anstieg also bald wieder bergab gehen. 

Ökonomen von Wells Fargo gehen bereits von einer „eher früheren als späteren Zinssenkung“ aus, so eine aktuelle Notiz zum Markt. Sollten solche Analysten Recht behalten, würde dies Gold noch attraktiver machen. Denn einerseits sänke dann der Zins der Konkurrenzprodukte. Andererseits schwächen niedrigere Leitzinsen den US-Dollar. Und das wiederum erhöht die internationale Nachfrage nach dem in US-Dollar gehandelten Edelmetall. 

Israel: Nahost-Konflikt treibt den Preis

André Kostolany mit elektrischer Schreibmaschine

Mehr als 30 Jahre lang schrieb der legendäre Investor André Kostolany Kolumnen für Capital. Auf C+ dokumentieren wir in einer Serie einige seiner Texte. Im November 1971 freut er sich über das Ende des Goldstandards

Ewa Manthey, Rohstoffanalystin bei der ING, sieht den Nahostkonflikt als zusätzlichen Treiber für den Höhenflug des Goldes: „Obwohl das Konfliktrisiko aktuell auf den Mittleren Osten begrenzt ist, wird der hohe Goldpreis dadurch zumindest unterstützt“, sagte sie jüngst der Financial Times. Denn geopolitische Krisen lassen Anleger an einer sicheren und ruhigen Zukunft zweifeln – und Gold gilt in solchen Zeiten bei vielen als sicherer Hafen. Gold-Eigentümer freut diese Entwicklung natürlich. Nach einem außerordentlich guten Jahr könnte der Goldpreis 2024 noch weiter steigen.

Es könnte aber auch ganz anders kommen. Denn ein bald fallender Leitzins ist keineswegs in Stein gemeißelt, sondern nur ein mögliches Szenario von vielen. Analysten von Goldman Sachs zum Beispiel rechnen damit, dass die Fed die Leitzinsen nicht vor dem vierten Quartal des kommenden Jahres senkt. Wie das CME FedWatch Tool – eine Art Stimmungsbarometer für Leitzinserwartungen – zeigt, erwartet die Mehrheit der Marktteilnehmer die erste Zinssenkung in den USA frühestens im Mai 2024 – um lediglich 25 Basispunkte. Deshalb rechnet Goldman Sachs bis Ende des kommenden Jahres mit einem Goldpreis von etwa 2050 US-Dollar pro Unze – das ist nicht mehr, als der Rohstoff in den nächsten Tagen wert sein könnte. 

Nicht zu hohen Preisen wie jetzt einsteigen

Anleger sollten sich gut überlegen, ob sie bei derart hohen Preisen noch in den Markt einsteigen oder Goldpositionen erhöhen wollen. Denn nach wie vor gilt: Entgegen der weitverbreiteten Meinung ist das Edelmetall keineswegs eine sonderlich geeignete Anlageklasse für risikoabgeneigte Anleger. Allein in den vergangenen fünf Jahren schwankte der Preis zwischen 2050 und 1200 US-Dollar. 

Die berühmte Dax-Kurstafel

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Außerdem könnte die sinkende Inflation wieder für mehr Sicherheit bei Anlegern sorgen. „Mittlerweile sagen wir eine deutlich weichere Landung der Weltwirtschaft voraus als noch vor sechs Monaten. Das nimmt dem Gold einen Teil seines Status als sicherer Hafen“, sagte Joseph Stefans von der Finanzgesellschaft MKS PAMP im Interview mit der CME Group. Dazu kommt: Die Geldanlage in Gold zahlt sich nur aus, wenn der Kurs steigt. Denn ansonsten bringt Gold nichts ein. Keine Zinsen und auch keine Dividenden.

Regel: 5 bis 10 Prozent Gold im Depot

Wer sich der Risiken bewusst ist, kann einen Teil seiner Ersparnisse in Gold umwandeln. Immerhin entwickelt sich das Edelmetall oft gegenteilig zum Kapitalmarkt, kann also helfen, Schwankungen auszugleichen und damit das Gesamtrisiko in einem Anlageportfolio senken. Doch auch wenn Gold-Fans höhere Goldanteile preisen, empfehlen Verbraucherschützer traditionell fünf bis zehn Prozent Gold im Portfolio.

Neben Münzen und Barren können Anleger auf ETF-ähnliche ETCs zurückgreifen oder Aktien von Goldminenbetreibern kaufen. Bekannte börsengelistete Minenbetreiber sind etwa Barrick Gold, Newmont oder Agnico Eagle Mines. Diese Aktien entwickeln sich aber nicht unbedingt nach dem Goldpreis, sondern vor allem nach unternehmerischen Kennzahlen, zu denen auch die Kosten- und Kapitalstruktur gehört. Der Goldpreis kann aber auf den Kurs der Minenbetreiber durchschlagen – man spricht vom Goldpreishebel.

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Author: Ronnie Miller

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